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Die Kirche des St. Remigius

Der Heilige Remigius

An einem Weihnachtsfest um das Jahr 500 n. Chr. taufte Remigius, Bischof von Reims, den Merowingerkönig Chlodwig, der bis dahin dem Arianismus angehörte und legte damit einen Grundstein zur Verbreitung des Christentums im Frankenreich. Der Legende nach fehlte das für die Taufhandlung benötigte Chrisamöl. Remigius habe gebetet und daraufhin sei eine Taube vom Himmel gekommen und habe das Salbgefäß gebracht.

Spätestens seit seiner Heiligsprechung gilt Remigius von Reims als einer der Wegbereiter des Christentums in Europa und einer der fränkischen Schutzpatrone.

Von den Anfängen bis zur Pfarrkirche

Das in unserer Region seltene Remigius-Patrozinium sowie archäologische Funde im Inneren der heutigen Kirche lassen vermuten, dass der erste Kirchenbau an diesem Ort, dem Großendorf, auf das 8. Jahrhundert zurückgeht. Vermutlich handelte es sich dabei um einen hölzernen Bau, der als Eigenkirche von einem unbekannten Grundherren errichtet und verwaltet wurde. Im 9. Jahrhundert wurde dieser Vorgängerbau nach einem Brand durch einen saalartigen Steinbau ersetzt, der mit einer halbkreisförmigen Apsis im Osten abschloss. Das westliche Querhaus wurde im 11. Jahrhundert ergänzt, wodurch die Kirche den noch heute bestehenden T-förmigen Grundriss erhielt.

Für das Jahr 1047 konnte mithilfe dendrochronologischer Untersuchung eine Aufstockung des Westwerks der Kirche auf die heutige Höhe nachgewiesen werden. Die steinerne Treppe an der Nordwand des Westwerks und die schmalen Rundbogenfenster stammen vermutlich ebenfalls aus dieser Zeit.

Die erste urkundliche Erwähnung der Remigiuskirche stammt aus dem Jahr 1265 als Ludwig von Ysenburg und seine Frau die Remigiuskirche (zusammen mit der Kirche im Ortsteil Eckartshausen) an das Kloster auf dem Houc (Haug) übertrugen.

Von der Pfarrkirche zur Friedhofskirche

Durch den Bau der Wasserburg im Seemental verlagerte sich das Zentrum der damaligen Siedlung zusehends talaufwärts von der Remigiuskirche weg.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts wurde die halbkreisförmige Apsis der Remigiuskirche durch einen quadratischen kreuzrippengewölbten Chor ersetzt. Die spätgotischen Wandmalereien stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Zu sehen sind der Heilige Remigius und die Evangelistensymbole. An der östlichen Chorwand befindet sich ein Erbärmdebild, also ein Bild des Schmerzensmannes - ein Bildmotiv zur Andacht der Gläubigen, das im 14. Jahrhundert weit verbreitet war und den leidenden Christus ohne das Kreuz zeigt. An der Ostseite des Langhauses befinden sich schließlich noch ein Bild der Kreuzabnahme sowie des Weltenrichters.

Zu Beginn des 15. Jahrhunderts wurde die hölzerne hufeisenförmige Empore eingebaut und das hohe Dach über dem Westbau hergestellt.

Nach und nach verlor die außerhalb der Stadtmauern gelegene Remigiuskirche ihre Funktion als Pfarrkirche. Im Juni 1428 schließlich erteilte der damalige Mainzer Erzbischof die Erlaubnis, dass an Sonn- und Feiertagen das Messopfer in der Liebfrauenkapelle gefeiert werden dürfe. Als Gründe dafür werden die unsichere Gegend und die sich daraus ergebenden Gefahren für die Gläubigen auf dem Weg zur Kirche angegeben. Im Jahr 1490 schließlich wurde das Pfarrhaus bei St. Remigius aufgegeben und der Pfarrer wohnte fortan nahe der mittlerweile erbauten Marienkirche. Spätestens mit der Übertragung des Taufsakraments an die Marienkirche im Jahr 1495 wurde die Remigiuskirche zur Friedhofskirche, auch wenn der Urkunde nach die Rechte der Pfarrkirche weiterhin unberührt blieben.

Die Steinkanzel stammt aus dem Jahr 1646. In der Kirche und an der Friedhofsmauer befinden sich Grabsteine aus dem 14. bis 18. Jahrhundert.

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