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Kritik an assistiertem Suizid

Jung: Bei Suizidassistenz hängt viel an Gesetzgebung

Dr. Dr. h.c. Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Volker Jung, Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau

Grundsätzlich erscheint es Kirchenpräsident Volker Jung nicht möglich, assistierten Suizid in kirchlichen Einrichtungen zuzulassen, sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift "Zeitzeichen" (online). Trotzdem gibt es für ihn Grenzsituationen, die besondere Lösungen brauchen.

Berlin (epd). Für den hessen-nassauischen Kirchenpräsidenten Volker Jung hängt die Möglichkeit für Suizidassistenz in evangelischen Einrichtungen von der künftigen Gesetzgebung ab. Grundsätzlich erscheine es ihm nicht möglich, diese Art der Sterbehilfe in kirchlichen Einrichtungen zuzulassen, sagte er in einem Interview mit der Zeitschrift "Zeitzeichen" (online). Trotzdem werde man in Grenzsituationen kommen, die Einzelfalllösungen brauchten. Wie das aussehen könne, hänge von der gesetzlichen Regelung ab.

Suizidassistenz: "Gewissenhaftes Ringen im Einzelfall" 

"Wenn die gesetzliche Verfügungskraft in eine ärztliche Begleitung gestellt wird, ist eine Suizidassistenz im Einzelfall meines Erachtens auch in Einrichtungen der Diakonie nicht kategorisch ausgeschlossen", sagte Jung. Der Theologe betonte aber, es gehe "um das gewissenhafte Ringen im Einzelfall". "Der Regelfall oder gar ein Angebot, vielleicht sogar mit empfehlendem Charakter, muss auf jeden Fall abgewehrt werden", sagte er.

Diakonie darf nicht die "bessere "Sterbehilfeorganisation" werden 

In dem Zusammenhang lehnte er auch den Vorschlag von Diakonie-Präsident Ulrich Lilie ab, multiprofessionelle Teams bei der Frage nach Sterbehilfe zurate zu ziehen. "Wenn wir spezielle Teams bilden würden, die den assistierten Suizid vollziehen, begibt man sich schon in die Gefahr zu proklamieren, wir seien die bessere Sterbehilfeorganisation", sagte er in dem gemeinsam mit Lilie geführten Interview.

Hintergrund Debatte um Suizidbeihilfe  

Durch einen Beitrag mehrerer Theologen, darunter Lilie, war in der evangelischen Kirche die Diskussion um den Umgang mit Suizidassistenz neu entbrannt. Hintergrund ist das Urteil des Bundesverfassungsgerichts aus dem vergangenen Jahr, das das Verbot organisierter Hilfe bei der Selbsttötung kippte. Die Karlsruher Richter urteilten, das Recht auf selbstbestimmtes Sterben umfasse auch das Recht, sich das Leben zu nehmen und dabei die Hilfe Dritter in Anspruch zu nehmen.

Ob es nach diesem Urteil eine neue gesetzliche Regelung geben wird, ist noch offen. Aus dem Bundestag liegen bislang zwei im Kern ähnliche Entwürfe vor, die Ärzten die Verschreibung tödlich wirkender Mittel zum Zweck der Selbsttötung erlauben wollen, dazu aber eine Beratung vorsehen.

Mehr Infos 

Texte und Links zur Debatte 
Interview Ulrich Lilie und Volker Jung in "Zeitzeichen"
https://zeitzeichen.net/node/8862
Auf der Diakonie-Website mehr Material zur Debatte unter dem Link
https://www.diakonie.de/journal/selbstbestimmt-sterben 
 

Hinweis

Wir berichten nur über Selbsttötungen, um mit den entsprechenden Informationen vorbeugend wirken zu können. Wenn Sie sich selbst betroffen fühlen, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge (www.telefonseelsorge.de). Unter der kostenlosen Telefon-Hotline 0800-1110111 oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beraterinnen und Beratern rund um die Uhr, an jedem Tag im Jahr. Die Beratenden konnten schon in vielen Fällen Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen. Der Anruf bei der Telefonseelsorge ist kostenfrei. Zusätzlich bietet die Telefonseelsorge eine E-Mail- sowie eine Chat-Beratung an. 
Hilfe für suizidgefährdete Menschen 

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